Wieso nicht eine Bundestagswahl verschieben? fragt Markus Kampling, Geschäftsführer der Katholischen Pflegehilfe

9.4.2021

Wieso nicht die Bundestagswahl verschieben?

fragt Markus Kampling, Geschäftsführer der Katholischen Pflegehilfe

 

Seit über einem Jahr hält uns alle die Pandemie in Atem – ein sich unterschiedlich entwickelndes Infektionsgeschehen bedingt immer wieder die Umsetzung verschiedenster Maßnahmen. Wer was wann wo wie darf, scheint bei der inzwischen häufigen Anpassung der Regelungen zunehmend schwer zu verstehen. Während sich die Bevölkerung bemüht, die damit einhergehenden individuellen Herausforderungen bestmöglich zu meistern, mischen sich auf parteipolitischer Ebene zunehmend Wahlkampfthemen in die Diskussionen.

Da kann man sich die Frage stellen, ob nicht einmal über die Verschiebung der Bundestagswahl in eine pandemiefreie Zeit nachgedacht werden sollte. Macht es nicht Sinn, sich vorrangig auf die weitere Bekämpfung der Pandemie zu fokussieren und die Millionen Menschen kompetent durch die immer noch vorherrschende Lage zu führen?

Haben die Menschen, die täglich mit beruflichen oder privaten Herausforderungen kämpfen oder zunehmend unter der Isolation durch Kontaktbeschränkungen leiden, jetzt wirklich einen Kopf für die großen parteipolitischen Fragen?

Bei der Katholischen Pflegehilfe sind unsere 600 Mitarbeitenden mit über 2.500 pflegebedürftigen Personen und ihren Angehörigen in Kontakt. Dabei ist zu beobachten, dass die generelle Perspektivlosigkeit zunehmend ermüdend wirkt. Insbesondere ältere oder alleinstehende Menschen leiden unter den Kontaktbeschränkungen, die oft eine soziale Isolation bedeuten, und sehen sich mit einer fortschreitenden Vereinsamung konfrontiert. Für Angehörige ist es eine ebenso hohe Belastung, mit den Kontaktbeschränkungen umzugehen. Viele sorgt die Angst vor einer Ansteckung oder Übertragung des Virus. Dazu kann die Kombination von beruflichen und privaten Verpflichtungen an die Belastungsgrenze führen.

Ich würde mir wünschen, dass wir uns gemeinsam auf das Wesentliche konzentrieren, die Menschen in den Blick nehmen und die Pandemie endgültig und wirksam bekämpfen.

Tag für Tag machen viele Menschen, zum Beispiel in den Städten und Kreisen, in den Impfzentren, in den medizinischen Einrichtungen und in der Pflege einen wunderbaren Job!

Sie mobilisieren alle verfügbaren Kräfte und Mittel und leisten so einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Situation. Doch im gesamtpolitischen Mahlwerk wird ihr herausragendes Engagement geradezu zerrieben.

Wir haben in Zeiten der Pandemie so viel verschoben – Treffen mit Verwandten und Freunden, Veranstaltungen in der Gemeinde, sportliche Aktivitäten, den Besuch eines Restaurants oder den Urlaub. Wieso dann nicht auch eine Bundestagswahl? Bestünde dann nicht die Hoffnung, dass die Vielfalt der wichtigen Themen besser betrachtet werden könnte und nicht alles unter den Gesichtspunkten der Pandemie gesehen würde?